Es gibt Geschichten, die uns von der ersten Seite an mitreißen, die uns das Setting förmlich spüren lassen. Wir haben dann den Eindruck, als würden wir vollständig in dieser fiktiven Welt verschwinden.
Dahinter steckt ein äußerst wichtiger Bestandteil einer guten Story: die passende Atmosphäre.
Doch wie können Sie es erreichen, dass die Lesenden Ihre Geschichte so intensiv miterleben?
In diesem Artikel gebe ich Ihnen 6 Tipps, wie Sie Ihre Texte mit mehr Atmosphäre füllen und sie dadurch greifbarer und lebendiger für die Lesenden machen.

1. Nutzen Sie alle Sinne
Schon von Weitem dringt Ihnen der Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase, obwohl Sie noch gar nicht bei der Bäckerei angekommen sind. Auf dem Weg dorthin klappert ein hölzerner Fensterladen im Wind und die kühle Morgenluft kribbelt auf Ihren Wangen. Dies sind Beispiele für verschiedene konkrete Sinneseindrücke, die Ihre Geschichte sofort greifbarer machen.
Nutzen Sie diese Möglichkeit. Tauchen Sie dabei tief in die Sinneswahrnehmungen ein. Denken Sie beispielsweise an die schwüle Luft, die kurz vor dem Sommergewitter nach Regen duftet. Oder wie fühlt sich das alte Holzgeländer unter Ihren Fingern an?
2. Experimentieren Sie mit der Textmelodie
Stellen Sie sich vor, Ihre Geschichte ist ein Musikstück. Die Sätze sind wie Takte, die Wörter wie Noten. Sie können aufgeregt tanzen oder rennen, sich Zeit lassen oder sogar beinahe stillstehen. Spielen Sie mit dem Rhythmus Ihrer Story. Kurze, knackige Sätze können an der richtigen Stelle das Tempo anziehen. Im Gegenzug lassen längere Satzkonstruktionen die Lesenden durchatmen und die Atmosphäre genießen.
Probieren Sie in Ihren Texten verschiedene Rhythmen und Veränderungen an der Textmelodie aus und erkennen Sie selbst, wie sich die Stimmung/Atmosphäre wandelt.
3. Mehr Wirkung durch weniger Details
Man könnte nun annehmen, dass es gut sei, möglichst viele Details in eine Beschreibung einzubauen. Doch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Nehmen wir an, jedes Detail ist ein Gewürz, das Sie beim „Kochen“ des Textes verwenden. Die richtige Menge ist entscheidend für den Geschmack. Ein einzelner Sonnenstrahl, der durch ein staubiges Fenster fällt und dabei alte Familienaufnahmen an der Wand beleuchtet, kann manchmal mehr über einen verlassenen Raum sagen als seitenlange Beschreibungen.
4. Schauplätze bewusst wählen
Jeder Ort hat seine ganz bestimmte Atmosphäre. Das bunte Treiben auf einem Volksfest fühlt sich völlig anders an, als ein verlassenes Haus bei Nacht. Doch alle Plätze haben eine individuelle Wirkung auf uns, so auch auf Figuren in einem Roman.
Also warum nicht einmal etwas Besonderes daraus machen?
Vielleicht entdeckt Ihr Protagonist in dem verlassenen Haus keine Gespenster, sondern ein altes Tagebuch seiner Verwandten, die er so schmerzlich vermisst? Lassen Sie Ihre Fantasie spielen, aber achten Sie darauf, stets aus Sicht Ihrer Figuren zu entscheiden.
5. Lassen Sie Bewegung zu
Eine wichtige Erkenntnis für Schreibende ist, dass eine Atmosphäre nicht statisch sein muss. Sie kann sich nach und nach entwickeln und sogar komplett verändern. Beispielsweise kann ein sonniger Tag sich unmerklich verdunkeln oder eine düstere Situation überraschend humorvolle Ereignisse hervorbringen. Diese Dynamik fesselt Ihre Leser an die Geschichte.
6. Sehen Sie die Welt mit anderen Augen
Ein altes Gebäude kann für ein Kind ein spannendes Abenteuerspiel sein. Es sieht förmlich die Plätze, wo der Schatz versteckt sein könnte. Steht jedoch ein Architekt vor diesem alten Haus, fallen ihm vielleicht die baulichen Details auf und er denkt sofort darüber nach, wie man es passend renovieren könnte. Diese unterschiedlichen Blickwinkel erzeugen jeweils eine völlig andere Stimmung. Nutzen Sie dies, um Ihre Story vielschichtiger und spannender zu gestalten.
Die passende Atmosphäre macht den Unterschied zwischen einem soliden und einem unvergesslichen Leseerlebnis. Nutzen Sie die verschiedenen Möglichkeiten und experimentieren Sie. So finden Sie bald Ihren eigenen Stil.
Die beste Atmosphäre eines Textes entsteht nicht durch das Einhalten starrer Regeln, sondern durch Ihre ganz persönliche Art, die Welt und das Leben zu beobachten und davon zu erzählen.
Tipp: Nutzen Sie ein Notizbuch, um atmosphärische Momente festzuhalten. Füllen Sie es mit einzigartigen Details. So können Sie immer wieder auf Ihren Schatz zurückgreifen.
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