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Dramatische Ironie – das Erzählmittel mit Würze


Ein Kribbeln, der Puls erhöht sich, manchmal ein kurzes Aussetzen des Atems – viele Lesende kennen das Gefühl, die Anspannung in bestimmten Szenen am eigenen Leib zu spüren. Dabei wird dieses körperliche Empfinden nicht nur in spannenden Abschnitten ausgelöst, sondern kann uns bereits viel früher erreichen.

 

In der Theaterwelt entstanden, erfreut sich das Erzählmittel der „dramatischen Ironie“ (auch Fiktionsironie genannt) ebenfalls unter den Schriftsteller*innen großer Beliebtheit, zieht es die Lesenden doch noch näher an das Geschehen der Geschichte heran.

 

Doch was genau ist die „dramatische Ironie“ eigentlich? Und wie kann man sie gezielt einsetzen?

Diesen Fragen widme ich mich in meinem heutigen Blogartikel. Zusätzlich erhalten Sie Tipps, wie Sie dieses Erzählmittel in Ihre Geschichte einbauen können.

Lektorat Moosbuchner

Doch beginnen wir von vorn:

 

Wie definiert sich die „dramatische Ironie“?

 

Unter diesem Begriff versteht man die Ironie, die dadurch entsteht, dass sich eine Wechselwirkung zwischen dem Geschehen im Buch und der Sicht der Lesenden auf dieses Geschehen ergibt.

Oder verständlicher ausgedrückt: Das Erzählmittel zeigt sich, wenn die Lesenden mehr über die Handlung oder die Charaktere wissen als die Figuren selbst.

 

Ein Beispiel:

Stellen Sie sich ein altes, verlassenes Haus vor. Der Wind pfeift durch die eingeschlagenen Fenster, eine zentimeterhohe Staubschicht hat sich über all die antiken Möbel gelegt. Doch da ist noch etwas. Der ruhelose Geist des Vorbesitzers schwebt jede Nacht durch die Gänge. Er hält Ausschau nach ungebetenen Gästen und ist bereit, sein Zuhause mit allen Mitteln zu verteidigen. Eine Gruppe Jugendlicher plant jedoch, in der kommenden Nacht in ein verlassenes Haus einzusteigen.

Sie als Leser*in haben das Geisterhaus und seinen „gefährlichen“ Bewohner vielleicht bereits im Prolog kennengelernt. Die eigentliche Story beginnt jedoch bei den Jugendlichen, die dort einbrechen wollen. Und genau jetzt ist der Punkt erreicht, an dem Sie mehr wissen, als die jungen Leute. Ihre Gedanken beginnen nun bereits damit, verschiedenste Szenarien zu entwerfen, wie das Zusammentreffen der Teenager und des Geistes ablaufen könnte. Und genau diese kleine Hintergrundinformation sorgt nun dafür, dass sich bei Ihnen eine gewisse Spannung beim Lesen aufbaut. Was wird geschehen?

 

Dies war ein einfaches, allgemeines Beispiel der „dramatischen Ironie“, wie sie in Romanen zur Anwendung kommen kann.


Vorteile und Einsatzmöglichkeiten

 

Der wichtigste Vorteil dieses Erzählmittels liegt im Grunde auf der Hand: Die Spannung wird für die Lesenden erhöht oder kann dadurch aufrechterhalten werden. Ebenso kann die „dramatische Ironie“ dafür sorgen, dass der Text abwechslungsreicher wird.

Eingesetzt wird das Erzählmittel häufig in der Spannungsliteratur, doch auch in Liebesromanen und anderen Genres findet man sie. Im Romance-Bereich wäre es beispielsweise denkbar, dass eine Hauptfigur etwas verschweigt, was die Lesenden bereits wissen, die andere Hauptfigur jedoch nicht. In diesem Fall erhöht sich nicht nur die Spannung, sondern auch die Dramatik.

 

Wie können Sie die „dramatische Ironie“ in Ihrem Manuskript umsetzen?

 

Um das Erzählmittel anzuwenden gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Nutzen Sie den Prolog

In einem Prolog (Vorwort oder auch Einführung eines literarischen Werkes) können Sie Szenen wiedergeben, die später in der Geschichte geschehen. Er kann auch aus einer anderen Perspektive als der Hauptteil des Romans geschrieben werden. Hier fließt die „dramatische Ironie“ fließend in das „Foreshadowing“ (epische Vorausdeutung) über.

 

Tipp: Achten Sie jedoch darauf, dass der Prolog zur Story passt und sich perfekt in den Plot und dessen Ablauf einfügen lässt. Sonst besteht die Gefahr, dass diese Art der Einführung in einer Geschichte wie ein Fremdkörper auf die Lesenden wirkt und im schlimmsten Fall zum Abbruch des Buches führt.

  • Schreiben Sie aus mehreren Perspektiven

Wenn es zu Ihrem Schreibprojekt passt, können Sie die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen. Dies ist die gängigste Methode, um die „dramatische Ironie“ anzuwenden, da die Lesenden hier ganz einfach etwas über die Figuren erfahren, was bis zu einem gewissen Zeitpunkt nur sie wissen.

 

Tipp: Verwenden Sie verschiedene Perspektiven stets mit Vorsicht. Zu viele können hier schnell zu Verwirrung der Story und damit bei den Lesenden führen.


Achten Sie doch in nächster Zeit einmal in Büchern darauf, ob Sie die „dramatische Ironie“ wiedererkennen und welche Emotionen diese bei Ihnen auslöst.

 

Sie fühlen sich bei Ihrem Manuskript noch unsicher in der Anwendung dieses Erzählmittels? Mit einem professionellen Lektorat oder einem Autor*innen-Coaching unterstütze ich Sie gern. Kontaktieren Sie mich direkt über mein Anfrage-Formular oder schreiben an mail@lektorat-moosbuchner.de.