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Vampirverben – die Energieräuber Ihrer Texte


Vielleicht ist Ihnen der Begriff „Vampirverb“ schon einmal in einem Schreibkurs oder beim Lesen von Fachliteratur begegnet. Auf den ersten Blick klingt dieser Ausdruck möglicherweise ein wenig überzogen, doch er hat seine Berechtigung.

 

In diesem Blogartikel erkläre ich Ihnen, was es mit den Vampirverben auf sich hat und warum Sie diese eher vermeiden sollten.

Lektorat Moosbuchner

Was sind Vampirverben?

 

Unter diesem Begriff versteht man Verben, die die Fähigkeit haben, anderen – meist stärkeren Vertretern dieser Wortart – die Energie zu rauben oder noch besser „auszusaugen“. Dies schwächt die Wirkung eines Satzes und vermindert die Klarheit der Aussage. Ausgedrückte Handlungen werden durch sie schwammiger und verlieren ihre Lebendigkeit, die die Lesenden jedoch benötigen, um den Inhalt einer Story intensiver erleben zu können.

 

 

Woran erkennen Sie Vampirverben?

 

Diese Energieräuber tragen die zentrale Bedeutung eines Satzes nicht selbst, sondern fungieren meist als eine Art „Hilfsverb“. Sie stellen sich sozusagen vor das eigentliche, starke Verb, das die Handlung beschreibt, und blähen den Satz unnötig auf. Damit entfernen Sie jedoch die Lesenden ein Stück weiter von dem Geschehen der Handlung.

 

 

Warum sollten Sie Vampirverben möglichst vermeiden?

 

Vampirverben machen Sätze länger und komplizierter, meist ohne einen Mehrwert zu liefern. Die Lesenden können durch sie nicht mehr direkt in das Geschehen eintauchen, sondern werden im Gegensatz, wie bereits erwähnt, sogar weiter davon entfernt. Zudem können Vampirverben Texte monotoner und unpersönlicher machen. Das Ziel in der Belletristik ist es jedoch, lebendige, greifbare Werke zu verfassen, die die Lesenden in ihren Bann ziehen.


Was sind typische Beispiele für Vampirverben?

 

Zu den häufigsten energieraubenden Verben zählen unter anderem:

  • bemerken
  • beginnen, anfangen
  • spüren, sehen, hören
  • wirken
  • scheinen

 

Satzbeispiele mit Vampirverben:

  • Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinaufkroch.
  • Es schien, als würde es ein perfekter Sommertag werden.
  • Die beiden fangen an (oder beginnen) zu laufen.
  • Es wirkte, als würde sie jemand beobachten.

 

Wie können Sie Vampirverben vermeiden?

 

Achten Sie bei der Überarbeitung Ihres Manuskripts darauf, ob die verwendeten Verben die Handlung eines Satzes aktiv bzw. direkt oder über Umwege beschreiben.

 

 

Wie sieht das nun konkret an den oben genannten Beispielsätzen aus?

 

Wichtig: Diese Formulierungsbeispiele stellen nur eine Möglichkeit von vielen dar. Hier kommt es stets auf den Kontext der Szene an.

  • Aus: Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinaufkroch.
  • Könnte werden: Eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken hinauf.
  • Aus: Es schien, als würde es ein perfekter Sommertag werden.
  • Könnte werden: Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und kündigte einen perfekten Sommertag an.
  • Aus: Die beiden fangen an (oder beginnen) zu laufen.
  • Könnte werden: Die beiden laufen um ihr Leben.
  • Aus: Es wirkte, als würde sie jemand beobachten.
  • Könnte werden: Beobachtete sie etwa jemand?

Der Unterschied liegt im Fokus. Während die Vampirverben die Sätze lang und träge wirken lassen, können Sie durch die Verwendung von direkten Formulierungen für mehr Schwung, Lebendigkeit oder auch Spannung sorgen.


Fazit

 

Vampirverben sind in unseren Sätzen meist fiese Energieräuber. Sie schwächen die Wirkung der Aussage erheblich. Indem Sie diese Art der Verben bei der Überarbeitung Ihrer Texte erkennen und bewusst durch präzisere, aktivere Vertreter dieser Wortart ersetzen, können Sie die Wirkung Ihrer Worte auf die Lesenden deutlich erhöhen.

So schaffen Sie am Ende ein intensives Leseerlebnis, das noch lange im Gedächtnis der Lesenden bleiben wird.

 

Sie fühlen sich bei der Überarbeitung Ihres Manuskript noch unsicher beim Erkennen von Vampirverben? Mit einem professionellen Lektorat oder einem Autor*innen-Coaching unterstütze ich Sie gern. Kontaktieren Sie mich direkt über mein Anfrage-Formular oder schreiben an mail@lektorat-moosbuchner.de.